Aufblasbares Observatorium



Ich stehe auf dem breiten Platz. Es ist bunt hier.
Ich habe keine Augen mehr,
meine Augen sind das Gelände vor mir.
Die Wintersonne strahlt,
als würden tausend Leuchttürme das Licht werfen.
Graue Straßen hell,
Wind scharf an den Wangen,
ich fühle den Sand.
Weiß.
Heute ist das Leben ein aufblasbares Observatorium.
Ich träume die Landschaften vor mir,
wie einen Spielkreisel dreht der Wind meinen Körper.
Wenn ich die Hand ausstrecke,
werde ich die Luft betasten? 
Auf dem Weiß die schwarzen Rabbinen.
Ich bin schon da gewesen.

Am Fenster gegenüber einer Synagoge beobachtete ihre Käppchen und Bärtchen.
Ich überquere die Gassen, an den Geschäften vorbei,
links, rechts die Bank, der Friseursalon, eine Boutique mit alter Mode

und überall Obst und Gemüse.
Ich bleibe vor dem Schaufenster stehen,
der große Schauspieler vor mir,
die Falten im Gesicht.
Wann sind wir alt geworden?
Ich schlucke. 


(2013)

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