Kann ein Mensch trauriger sein, als du es bist
Ich hatte auf deine Finger
geschaut,
noch bevor du sie zum ersten
Mal bewegtest.
Krumm, abstoßend.
Ringfinger unter dem Mittleren
gebogen,
|
Daumen eingeklemmt,
wie verkalkt waren deine
Hände.
Ich saß vor dir,
als du die
Augen zudrücktest,
deine Wimpern flirrten, der Mund zuckte,
wie ein Gebet flüstertest du
die Silben
und ich dachte,
du würdest die verzerrten
Finger wieder ausstrecken,
sie in der Luft glatt kreisen
lassen,
aber du hast sie auf die Brust
gepresst,
dein Atem schwer,
wie entrückt warst du.
Kalter Schweiß schauderte
deinen Körper,
heilig,
grotesk wie du warst.
|
Ich wollte aufstehen, deine
Finger küssen,
ich wollte,
dass du sie nie
mehr ausstreckst!
Ich war von dir hypnotisiert.
Kann ein Mensch trauriger
sein,
als du es bist?
Berührt hast du mich.
Deine Hände sanken zur Hüfte,
der Blick auf den Boden
gerichtet,
wie ein Sklave hast du die
Bühne verlassen und da sah ich,
|
dass du gelähmt bist,
dass du deine Finger nie mehr ausstrecken wirst.
Auf dem roten Stuhl nahmst du Platz.
Eine Frau streichelte deine Hand
,
steckte dir eine Apfelscheibe in den Mund hinein.
Wie du kautest,
wie du kautest.
(2012)
(2012)
Kommentare
Kommentar veröffentlichen